Das ist Beitrag 36/100 der #100DaysToOffload-Challenge. Mein Ziel ist, hier mindestens 100 Beiträge im Jahr 2021 zu schreiben (wird knapp 😉 So möchte ich für mich das Bloggen zur Gewohnheit machen.
Der erste Beitrag seit drei Monaten. Habe ich mir eine lange Sommerpause gegönnt? Oder hat mein #100DaysToOffload-Eifer nachgelassen? Habe ich außerhalb des Blogs gelernt?
Einige Beiträge liegen begonnen, aber noch nicht fertiggestellt, in meinem Texteditor. Über #ThePowerMBA beispielsweise, dem ich seit Juni einen bedeutenden Anteil meiner freien Lern-Zeit widme. Ich hoffe, ich schaffe es in den kommenden Wochen, #ThePowerMBA vom Konkurrenten zum produktiven Partner von #100DaysToOffload werden zu lassen. Denn genügend Schreibanlässe bietet er allemal.
Warum starte ich heute einen neuen Blog-Beitrag? Der Anlass ist das #CLC21, die Herbstedition des Barcamps der Corporate Learning Academy.
Über das CLC wurde ich 2017 mit Barcamps, Netzwerk, Twitter und generell dem Gedanken vertraut, mich mit Corporate Learning Professionals außerhalb meines Kolleg:innen-Umkreises auszutauschen. Dazu schrieb ich bereits in früheren Beiträgen. Und hier berichtete ich vom #CLC21 im Frühjahr.
Das aktuelle #CLC21, das am vergangenen Donnerstag und Freitag stattfand, ist deshalb der schönste Anlass, den ich mir vorstellen kann, meine Gedanken endlich mal wieder niederzuschreiben … bevor die direkten Erinnerungen langsam verblassen.
Was ich nach dem Ende des Online-#CLC21 erstaunlicherweise am schmerzlichsten vermisse: Eine ausgedehnte Zugfahrt zurück nach Hause. In früheren Zeiten, als wir uns vor Ort trafen, waren das die Stunden, in denen ich die (damals noch) Unmengen an Tweets durchlas, kommentierte, Linktipps verfolgte und mir eigene Gedanken zum Besprochenen und Erlebten notierte. So wie nach dem letzten CLC in körperlicher Präsenz, dem #clc19ko:

Ein Online-Barcamp erlaubt den fliegenden Wechsel von der letzten Session ins Familien-Wochenende. Erst heute, an meinem freien Montag, versuche ich mich an einer kleinen Rekapitulation.
Dieses Mal begannen die Auftaktveranstaltungen des #CLC21 bereits am Donnerstagnachmittag. Da parallel das Sommerfest mit meinen Berliner Kolleg:innen stattfand (die, die ich seit eineinhalb Jahren nicht mehr physisch getroffen hatte), konnte ich leider erst am Freitag ins Online-#CLC21 einsteigen.

Zum ersten Mal hatte ich nicht eine, sondern gleich zwei Sessions im Angebot. Die erste widmete ich einem Thema, auf das ich mich gerade konzentriere: User Adoption. Die zweite wollte ich gemeinsam mit Anke Schiffer-Chollet hosten, denn wir beiden waren Teil der #CLCDoOO-Initiative, über die ich z. B. in diesem Beitrag schon einmal berichtet hatte.
Die User sind nie schuld! User Adoption: Über kompetente Software-Anwender:innen und ihr „What’s in for me?“ (meine eigene Session)
Das Thema User Adoption beschäftigt mich jetzt seit einem Jahr. Im Sommer 2020 hatte ich den edX-Kurs „Microsoft Service Adoption Specialist“ belegt und mich dort mit dem Service Adoption Framework vertraut gemacht. Der Ansatz schien mir gut geeignet, ihn von Microsoft-Tools zu emanzipieren und mit Erfahrungen von meinen Kolleg:innen und mir aus IT-Einführungsprojekten zu ergänzen. Ich brachte den Ansatz in Kundenprojekte ein, entwickelte ihn weiter und erlebte bereits einige durchaus kontroverse Diskussionen dazu. Das #CLC21 war für mich ein guter Anlass, ihn endlich in eine erfahrungsgemäß offene, diverse und von unterschiedlichsten Erfahrungen angereichte Diskussionsrunde einzubringen, die weder durch eine interne Kolleg:innen-Perspektive, eine projektbezogene Kund:innen-Perspektive oder eine werbliche Messevortrags-Perspektive geprägt war.
Und es hat sich gelohnt! Dafür liebe ich die Corporate Learning Community: Hier haben wir alle die Möglichkeit, unsere Fragen, Ideen oder Thesen mit anderen Corporate Learning Professionals zu challengen, die dabei sind, weil sie den Austausch und die Auseinandersetzung mit anderen Ideen lieben. Ohne Verkaufsimpuls, ohne Rechtfertigungsdrang und mit Rückmeldungen, die der Anstoß für den nächsten Entwicklungsschritt sein können.
Ich hatte die Session auf einem Miro-Board grob gegliedert und mit Fragen wie den folgenden ins Thema geleitet:

Die Frage, was eine IT-Applikation erfolgreich macht, führte zu Diskussionen in verschiedene Richtungen.
Meine Kollegin Lisa, die Teilgeberin war, mit der ich mich abseits des CLC aber noch nicht über User Adoption unterhalten hatte, brachte folgende Antwort ein, die die Gruppe im allerpositivsten Sinne triggerte: „Wenn den Usern die Angst vor der eigenen Irrelevanz gut genommen werden kann.“ Ehrlich: Diese Brille hatte ich bisher nicht aufgesetzt. Aber sie hat es geschafft, mir einen bisherigen blinden Fleck in meiner Betrachtung aufzuzeigen.

Nach einer guten Zeit, in der wir in hoher Flughöhe über die Beziehung von Software-Anwender:innen und Software gesprochen haben, brachte ich mein bisheriges Verständnis der Ziele von User Adoption ein und stellte den frisch entwickelten User Adoption Canvas sowie einen beispielhaften Ablauf zur Förderung von User Adoption vor. Ich erläuterte die Formulierung von Szenarien und die Definition und Überprüfung von Erfolgskriterien: Nach meiner Erfahrung (manchmal auch Hoffnung …) grundlegende Schritte, mit denen wir User Adoption über den gesamten Lebenszyklus einer IT-Applikation unterstützen sollten.
Wenn Du magst, kannst Du Dir auf diesem Miro-Board einen Überblick über den Ablauf der Session verschaffen und Dir alle genannten Materialien unter der Creative Commons Lizenz herunterladen und frei nutzen. Außerdem freue ich mich, wenn Du die #Lernlust-Podcastfolge anhörst, die meine Kollegin Claudia mit mir zum Thema aufgenommen hat. Ich freue mich auf Deine Gedanken dazu – vielen Dank!
Erste Session vorbei: Mein Herz schlug höher, als ich auf Twitter den Grund dafür entdeckte, dass der geschätzte Mike Meister in der Session oft konzentriert nicht in die Webcam, aber auf seinen Schreibtisch blickte: Er hatte die Session als wundervolle, ästhetische, verständliche und humorige Sketchnote verewigt. Herzlichen Dank, lieber Mike! Ich bin begeistert!

Es sollte nicht die einzige Sketchnote bleiben, über die ich mich an diesem Tag mächtig freute …
Digitaler Garten: Was würdest Du tun, wenn Du Deinen eigenen Bereich im Internet hättest, den Du frei gestalten könntest? (Meine zweite eigene Session, entwickelt und vorbereitet mit Anke Schiffer-Chollet)
Die Session begann mit einer schlechten Nachricht: Aufgrund eines Unfalls in der Familie musste Anke die Teilgabe an der Session, die wir gemeinsam vorbereitet und durchdacht hatten, absagen. Das tat uns leid, weil Ankes Ideen wirklich fehlten.
Unter der Gruppe an Teilgebenden war erfreulicherweise Kerrin, die ebenfalls an der #CLCDoOO Domain of One’s Own Initiative mitgewirkt hatte und zwei Teilgeberinnen, die – so glaube ich zumindest – noch keinen Kontakt dazu hatten. Aufgrund der kleinen, feinen Gruppengröße entschieden wir uns gegen den von Anke und mir vorbereiteten Ablauf und stiegen direkt in den Austausch von Ideen und Tipps ein.
Wir tauschten uns über unsere eigenen Pläne zur Erstellung und Pflege einer eigenen Domain aus. Unsere Vor-Erfahrungen und Ziele waren ganz unterschiedlich – und das machte die Session spannend. Eine repräsentative Domain zur Darstellung der eigenen Arbeit, ein künstlerisches Portfolio, ein Weblog zum Publizieren von Fachbeiträgen, ein eigener Bereich, der eher der privat-motivierten Ideensammlung und -generierung dient bis hin zum Luhmann-inspirierten Zettelkasten … alles ist im eigenen digitalen Garten möglich und wurde von uns besprochen und mit Beispielen und Tools ergänzt. Die Hemmung vor dem leeren Beet, das übereifrige Polieren der Werkzeuge statt dem Säen der ersten Samen, dem Unterschied zwischen ‚für andere ackern‘ vs. ‚für mich selbst pflanzen‘ … das sind Erfahrungen, die wir teilten. „Wissen teilen, gemeinsam lernen – das neue Normal?“: Das Motto des #CLC21 schien mir das perfekte Motto für diese Session.
Ich nehme den Wunsch mit aus der Session, die Ergebnisse der #clcDoOO-Initiative im Herbst weiter bekannt zu machen und die Sammlung dessen, was eine Domain of One’s Own alles sein kann und hervorbringen kann, zu erweitern.
Und: Woohoo! Schon wieder war das Glück mit uns, dass die allerbeste Nicole die Session in einer großartigen Sketchnote festgehalten hat.
Eine sehr große Freude! Tausend Dank, Nicole!
Backstage im Homestudio für Online-Meetings & Trainings (Christian Lunkenheimer)
Nach der Mittagspause gab’s Nerdstuff. Christian von „Die Trainermacher“ führte uns durch das Setup seines Online-Trainings-Heimstudios. Beeindruckend! Vor lauter Mitnotieren von Technik-Tipps habe ich ganz das Twittern vergessen, aber schon wieder Hardware bei Ebay erstanden … Leider geil … und was ich gelernt habe: Mit einem Atem Mini, Lilliput-Monitor auf dem Teleprompter und einem über HDMI-Dongle an das Atem angeschlossenem iPad+Stift könnten Online-Präsentationen noch mehr Freude machen. Muss ausprobiert werden!
Ansatzweise hatte ich das in letzter Zeit schon ausprobiert und hier drüber geschrieben, aber Christian hat’s mit entsprechend besserer Ausstattung zur Perfektion getrieben und uns mit geübter Lässigkeit demonstriert: „Weil ich es kann“ (mit Augenzwinkern).

Meine ToDo’s aus der Session: Das Teleprompter-Setup und die virtuelle transparente Glasscheibe zum Draufmalen verbessern und endlich mal mein altes Keulenmikrofon über mir anbringen, um in manchen Situationen den Raum vor mir zum Gestikulieren frei zu haben. Ich liebe so’n Kram … 🙂
Lernkultur: Lernen zur Priorität machen (Matthias Wiencke)
Mit Matthias tausche ich mich immer gerne aus. Ich habe das Gefühl, bei vielen Themen haben wir eine ähnliche Wellenlänge. Auch deshalb habe ich mich sehr auf seine Session gefreut. „Lernen zur Priorität machen“ ist auch mein Herzens-Motto und wurde von ihm in seiner Session mit vielen Anregungen und Beispielen illustriert.

Matthias berichtete von selbstorganisierten Peer-Learning-Circles, die er mit seinen Kolleg:innen unterstützt, und wie durch diese Lernen als regelmäßige, gemeinsame Aktivität im Unternehmen zur Gewohnheit werden kann. Als Anregung habe ich mir u. a. die Future Backwards Methode mitgenommen, die ich schon seit längerem einsetzen möchte. (Erinnert ihr euch noch an den Matthias-Horx-Text zu Beginn der Corona-Pandemie?)
Ich hoffe, bald finde ich eine passende Gelegenheit.

Außerdem diskutierten wir über regelmäßige Lerntage, die auch meine Kolleg:innen und ich alle zwei Wochen im Rahmen unserer #FridaysForLearning-Initiative gestalten. So wichtig, so wertvoll! Alle Organisationen brauchen Zeit/Räume, in denen alle Kolleg:innen Lernangebote einbringen können!

Ich habe gegenüber separiert ‚gewährter‘ Lernzeit durchaus Vorbehalte und glaube, dass sie ein Zwischenschritt (wenn auch in vielen Unternehmen ein überaus wichtiger!) hin zu einer von Vertrauen geprägten Kultur ist, in der alle Mitarbeitenden sich die Zeit, die sie zum Lernen benötigen, ohne Kontingentierung und auch spontan im Arbeitsfluss natürlich selbst nehmen können … aber Matthias wies mich zurecht darauf hin, dass ich mich gedanklich nicht überschlagen möge. Schritt, Atemzug, Besenstrich … . 😉
Simon Roderus hat die Session in einem langen Thread lesenswert zusammengefasst (… draufklicken 🙂

Kurz vor dem #CLC21 hatte ich das neue SCIL Whitepaper zum Thema „Lernkultur entwickeln“ quergelesen, das mir in der nächsten Woche helfen wird, mich (mal wieder …) konzentrierter mit der Frage auseinander zu setzen, wie wir Lernen zur Priorität machen können …
Ein Dauerbrennerthema – zu Recht!
Learning to Make a Difference – Value Creation in Social Learning Spaces (Etienne und Beverly Wenger-Trayer im Interview durch Christian Martin
Meine letzte Session sorgte schon einige Tage zuvor für eine gewisse Grundaufregung … und beim Start dann für einen Fan-Moment. Das titelgebende Buch hatte ich im Frühling mit großem Gewinn gelesen und weiterempfohlen – z. B. in diesem #100DaysToOffload-Beitrag:

Entsprechend begeistert war ich, dass Christian die Autor:innen für eine gemeinsame Session gewinnen konnte.
In schnellem Tempo galoppierten wir durch die Value Creation Cycles. Christian sorgte durch aktives Ansprechen und Einbeziehen aller Teilgebenden dafür, das wir alle hochfokussiert waren und versuchten, unser Lernen im Rahmen des #CLC21 auf die Value Creation Cycles zu übertragen: Was ist unsere direkte Erfahrung des Events? Welches Potenzial entfaltet sich durch Teilgabe am #CLC21? Wie werden wir das dort Gelernte anwenden und welche Ergebnisse erreichen wir damit …?
So gingen wir alle Cycles zügig durch – aber wahrscheinlich wären mindestens 90 Minuten die angemessenere Zeit für den Ritt gewesen.

Eine fordernde, aber sehr befriedigende letzte Session des Herbst-#CLC21. Danke!
Und: Das war nur der Teaser! Christian möchte in die nächste Runde gehen und die Idee der Social Learning Spaces in weiteren Formaten bekannt machen, schrieb er vorhin auf LinkedIn. Könnte mir vorstellen, dass auch mich das Thema weiter beschäftigen wird …
Abschluss
Zu einem Barcamp gehört ein gemeinsamer Abschluss. Ein Gruppenfoto.

Die Möglichkeit, das eigene Empfinden des Camps zu teilen.
Eine Zusammenfassung hat Karlheinz in diesem Beitrag geteilt:

Die Barcamps der Corporate Learning Community sind jedes Jahr ein Fixpunkt in meiner eigenen beruflichen Entwicklung. Zum einen fühle ich mich hier ziemlich wohl in meiner fachlichen Blase, zum weiteren werden hier … oder in der begleitenden asynchronen Kommunikation drumherum … die Ideen geteilt, die meine Neugier füttern.
Als ich kurz vor Beginn des #CLC21 die harschen Worten des geschätzten Jan las, spürte ich Ärger:

Ich gehöre beruflich zur Gruppe der „Anbieter“. Ich habe zwei Sessions eingebracht. … Und ich weiß, was ich am Corporate Learning Camp liebe.
Das Corporate Learning Camp ist keine Learntec, keine L&Dpro und keine OEB, hat keinen Anzugüberhang, keine Ausschlusskriterien, keine „harte Tür“ und keine teuren und exklusiven Sponsoren-Slots. Es hat noch nicht einmal jemanden, der:die Tickets kontrolliert!
Alle sind eingeladen und frei, Sessions zu hosten – unabhängig davon, ob sie die Community mit Sponsoring-Beiträgen unterstützen oder nicht.
Als sich dank engagierter Teilgeber:innen die Session-Liste füllte, hat das großartige Orga-Team weitere virtuelle Räume eröffnet. Alle Teilgeber:innen sind eingeladen, eine Session anzubieten … völlig unabhängig davon, ob sie Sponsoren, Anbieter, Anwender:innen oder Bots sind. Es ist genug Platz für alle da. Und in jedem Barcamp gilt das Gesetz der zwei Füße (oder der zwei Mausklicks …): Wenn es nach Werbung müffelt, gibt es 15 weitere Sessions parallel, die vermutlich nicht stinken.
Seit meinem ersten #CLC17 habe ich ganz vereinzelt werbliche Sessions erlebt. Das ist nicht schön und deshalb habe ich sie meist verlassen und bin in die nächste richtig gute Session gewechselt. Online geht das noch viel einfacher als körperlich.
Wenn es um interessierten fachlichen Austausch, leidenschaftlich-lernlustige Diskussion, intrinsisch motivierte Initiativen und ein geteiltes Verständnis einer guten Community geht, empfinde ich die Corporate Learning Community in unserem Fachgebiet als einzigartig. Die Herbst-Ausgabe hat mir das wieder ganz deutlich werden lassen.
… ich habs schon geschrieben, oder? 😀
DANKE an die #krasseHerde!
100DaysToOffload: Wenn Du wissen willst, warum ich diesen seltsamen Hashtag so oft verwende, lies Dir gerne die Erläuterungen zur Challenge auf https://100daystooffload.com/ durch. Vielleicht hast Du auch Lust, mitzumachen?