
Im letzten Beitrag war ich noch unentschlossen. Pünktlich zum Matching-Termin des Projekts #MeinZiel23 der Corporate Learning Community habe ich mich dann auf mein ‚offizielles‘ Lernziel festgelegt: Ich möchte mein persönliches Lektürenotizsystem verbessern.
Ich beschäftige mich sicher schon seit zwei Jahren mit der Idee eines Lektürenotizsystems. In dieser Zeit habe ich aber nur wenig Veränderung erreicht. Jetzt ein neuer Versuch, unterstützt durch #MeinZiel23 und den verschiedenen Lerngruppen … . Am Ende möchte ich ein Vorgehen entwickelt haben, das mir hilft, Kernaussagen, Ideen und eigene Meinungen zu Medien, die ich gelesen, gehört oder gesehen habe, übersichtlich zu erfassen, wiederzufinden und in Beziehung zueinander zu setzen. Ich neige dazu, mich in theoretische Konzepte zu vertiefen (Zettelkasten, Personal Knowledge Management, Digital Gardening, Second Brain, Linking your Thinking, Getting Things Done …. so unendlich viele verschiedene Ansätze und Begriffe …) und neue Tools auszuprobieren. Jetzt gilt es, die Theorie und Tools zum Zusammenspiel zu bringen. Mein Ziel ist nicht, ‚produktiver‘, ‚organisierter‘ oder schneller in irgend etwas zu werden. Stattdessen erhoffe ich mir, durch ein regelmäßiges Auseinandersetzen mit und Kombinieren von gesammelten Ideen neue Ideen zu finden.
Meine Unterziele
… wandeln sich permanent. Aktuell lauten sie folgendermaßen:
- Von anderen Lernenden bereits praxiserprobte Ansätze gesichtet und deren Teilaspekte für mich bewertet zu haben (u. a. die hilfreichen Artikel vieler #MeinZiel22-Lernenden … Standing on the shoulders of giants!)
- Toolset aufgebaut haben (mit möglichst viel Free Software + Open Source Anteilen)
- Mindestens ein Buch, einen Podcast und ein PDF-Paper nach der neuen Methode ‚verzettelt‘ haben
- Ein 14tägiges Zettelkasten-Meetup (siehe unten) etabliert haben (dauerhaftes Anliegen über #MeinZiel23 hinaus)
- lernOS Guide Zettelkasten durchgearbeitet und Erfahrungen geteilt haben (da sind schon jetzt, einen halben Monat vor dem Start, 26 Lernenden angemeldet!)
Finden der Lerngruppe und Gründen eines Meetups auf mobilize.berlin
Im #MeinZiel23 Matching-Termin haben sich Lernende mit ähnlichen Lernzielen gefunden. Meine Mitlernenden sind Gesa Krauss, Melanie Kerker und Rolf Langhoff. Außerdem hatte ich mich parallel noch mit Schorsch auf Mastodon zum Thema ausgetauscht… und deshalb kam eins zum anderen, wir haben auf mobilize.berlin ein Zettelkasten-Meetup ins Leben gerufen und am vergangenen Dienstag das erste gemeinsame Treffen abgehalten. (So ist nebenbei gleich ein kleines Unterlernprojekt entstanden: Das freie, fediverse-basierte Mobilizon als unkommerzielle Alternative zu Meetup.com wollte ich mir schon länger mal ansehen. Beim ersten Ausprobieren war ich begeistert: Zwar alles noch ein bisschen buggy, aber es scheint zu bieten, was man braucht – inkl. intergriertem Diskussionsforum, Materialsammelbereich, intergriertem Etherpad und Jitsi. Wir werden die nächsten Wochen mal sehen, ob es unsere zentrale Anlaufstelle wird. Gerade stelle ich erfreut fest: Es sind bereits weitere Interessierte Lernende hinzugekommen … aus fünf sind jetzt schon sieben Verzettler geworden …). So werden wir uns das gemeinsame Lernen auch über die begrenzte #MeinZiel23 Zeit hinaus erhalten!
Wer zu uns stoßen möchte: Tretet der Mobilizon-Gruppe bei oder folgt im Fediverse @zettelkasten . Geplant ist, dass wir uns alle zwei Wochen Dienstags 17:30 – 18:30 Uhr über Jitsi zusammenfinden.
(Ist Mobilizon jetzt etwas ähnliches oder anderes als der geschätzte und gut funktionierende Peerfinder, den einige #MeinZiel23 Lerngruppen nutzen? Ich weiß es noch nicht, werde aber vergleichen.)
Aktivitäten der letzten Woche
Außerordentlich inspiriert hat mich Torben Maus Workflow (und nicht nur der Workflow, sondern auch die Tatsache, dass er das in HP5 gebaut hat, wo sich schon wieder ein weiteres Lernfeld für mich auftut …. aber STOP, nicht alles auf einmal, Johannes 😉
Torben hat folgende interaktive Übersicht seines Workflows erstellt, der auf dem inspirierenden Seek>Sense>Share-Ansatz von Harold Jarche aufbaut:
Aus einer anderen Perspektive bereichernd ist der Artikel „#MeinZiel22 – Ein Jahr Knowledge Gardening“ von Herwig Kummer. Herwig beschreibt, wie aus dem ursprünglich Workflow „Capture –> Organize –> Synthesize” mit wachsendem Ideenarchiv ein “Synthesize <– Organize <– Capture“ wurde: Mit Fokus auf dem gewünschten Ergebnis und Bedienung aus dem Fundus. Ich habe allerdings noch nicht ganz verstanden, was damit gemeint ist, und werde Herwig demnächst darauf ansprechen.
Die Artikel von Torben und Herwig haben mich zu folgenden ersten Suchbewegungen geführt:
- Tool zum Quellen/Bookmarks/Artikel sammeln: Pocket durch ein Open Source Werkzeug ersetzen
- Tool zum Notizen machen: Prüfen, ob Logseq eine Alternative zu Obsidian sein könnte
Es ist vielleicht nicht sinnvoll, im ersten Schritt bereits etablierte Tools durch neue zu ersetzen … aber ein bisschen Tool-Recherche macht mir einfach Spaß 😀
Von Pocket zu einer freien, vielleicht sogar selbstgehosteten Alternative?
Um Artikel zum Später-lesen zu speichern, habe ich viele Jahre lang Pocket genutzt. In den letzten Monaten wurde ich auch immer disziplinierter darin, nicht mehr die Lesezeichen-Funktionen der verschiedenen Plattformen zu verwenden, sondern konsequent alles in Pocket wegzuspeichern. Nur für das Setzen von Tags zur späteren Wiederauffindbarkeit und das Löschen oder Archivieren gelesener und fertig durchdachter Artikel fehlte mir die Sorgfalt. Deshalb liegt in meinem Pocket mittlerweile ein Chaos von wahrscheinlich vielen Tausend Artikeln (Wie viele? Diese Information kann ich auf der Oberfläche von Pocket nicht finden … und noch habe ich einen Heidenrespekt vor der Entscheidung, diese Sammlung zu löschen oder zu sichten.) Mozilla hat schon 2018 angekündigt, Pocket als Open Source zu veröffentlichen, das aber wohl immer noch nicht vollständig umgesetzt. Im Zuge meiner Suche nach einer idealerweise freien, zumindest aber als Open Source verfügbaren Lösung habe ich mir verschiedene Alternativen angesehen. Am liebsten wäre mir zum schnellen Sammeln von Links und Artikeln eine schlanke, vielleicht sogar selbstgehostete Lösung.
Am vielversprechendsten sieht derzeit wallabag aus: Open Source und selbstgehostet möglich. Leider ist das User Interface sperriger als bei Pocket oder anderen Diensten, aber daran kann ich mich gewöhnen. Leider scheint Wallabag nicht den Inhalt von Mastodon-Posts übernehmen zu können, LinkedIn funktioniert aber. Artikel hinter einer Paywall werden ebenfalls nicht im freigeschalteten Zustand abgelegt, aber das ging mit Pocket ebenfalls nicht. Zum Einstieg nutze ich die fremdgehostete Version für 9 € pro Jahr (14tägiger Test möglich), werde mich irgendwann aber mit dem Hosting beschäftigen.
Das populäre raindrop.io ist wohl gerade aus der Firefox-Extension-Library geflogen, was mir Stirnrunzeln bereitet. Der Anbieter wirbt damit, keine Tracker zu verwenden und verlinkt zum ‚Beweis‘ auf einen Website-Privacy-Inspector, der dann aber einige Tracker, Cookies und Google Analytics aufzeigt. Außerdem wird gerade eine neue Funktion angekündigt, die „vorhersagen“ soll, welche Webseiten ich mir abspeichern möchte. Das alles sind Argumente, die mir den Dienst unsympathisch machen.
Weitere Alternative: Nextcloud. Für das Testen der Bookmarks-App habe ich auf meinem Webspace eine Nextcloud installiert (Das Einarbeiten in die Nextcloud war ja auch mal ein Alternativ- #MeinZiel23 Ziel von mir). Mit der iOS-App floccus lassen sich Bookmarks in der Nextcloud sammeln, aber offenbar funktioniert das nicht über die Teilen-Funktion von iOS? Und die Nextbookmarks-App ist nicht mehr im Appstore?
LinkAce werde ich mir noch ansehen. Kann ebenfalls selbst gehostet werden. Hat wohl noch keine iOS-App, aber der Entwickler beschreibt eine Lösung, sich einen Shortcut anzulegen.
… ich vergeude aktuell also herrlich viel Zeit mit der, zugegebenermaßen für manche dogmatisch wirkenden Idee nach OpenSource-Selfhosting-Souveränität über meine Artikel- und Bookmarksammlung. 😀
Nächste Schritte: Vergleich von Logseq und Obsidian
Derzeit nutze ich Obsidian als zentrales Notizsystem … allerdings eher als traditionelles Schreibtool mit unverknüpften, langen Einzeldokumenten.
Im Großen und Ganzen bin ich mit Obsidian zufrieden. Allerdings ist es Closed Source, die Synchronisation über iCloud verschluckt sich gelegentlich und das User Interface ist überladen.
Deshalb liebäugele ich mit Logseq: Open Source und ein deutlich aufgeräumterer Client. Die Logik von Logseq ist aber eine andere, deshalb werde ich in den kommenden Tagen ein paar Tutorials ansehen … in der Hoffnung, das Tool direkt so zu nutzen, wie es gedacht ist, und es nicht als normalen Texteditor zu verbiegen.
Richtig gut gefällt mir das Standard-Setup mit den „Journal“-Dateien, in denen ich alle Ideen erfasse, die den Tag über anfallen. Das Sortieren und Kondensieren würde dann (wie auch in den von Torben und Herwig beschriebenen Workflows) im nächsten Schritt folgen (… die nötige Disziplin vorausgesetzt).
Testweise habe ich einige alte, mit Obisidian erstellte Markdown-Dateien in Logseq geöffnet. Das hat erwartungsgemäß problemlos funktioniert. Allerdings bin ich mir bewusst, dass bei zunehmender Kompliziertheit meiner Dateistruktur mit Verlinkungen, Bildern etc durchaus Probleme auftreten können.
Bis zum nächsten Meetup-Termin am 28. Februar möchte ich mich ausführlich mit den beiden Alternativen auseinandergesetzt und im Termin die Gründe meiner Entscheidung für das eine oder andere Tool vorstellen.
Was dann im Zusammenspiel noch fehlt, ist die Literaturverwaltung über Zotero. Damit beschäftige ich mich ebenfalls in den nächsten Tagen, denn es wäre ärgerlich, wenn ich mich auf Tools festgelegt habe, dann aber feststelle, dass Zotero mit dem einen oder anderen Werkzeug nicht zusammenspielt …