Juni 12, 2023

(Die Begriffe/Kategorisierungen in diesem Beitrag basieren auf der Arbeit von Robin Good und dem lernOS Content Curation Leitfaden. Leider kann ich letzterem keine Autor:innenangaben entnehmen. Ich weiß nur, dass Stefan Diepolder daran mitgewirkt hat. Danke für eure wertvolle Arbeit!)

In Vorbereitung auf eine kurze Session zu Content Curation für Lernpfaderstellung, die ich nächste Woche halten darf, habe ich mich u. a. noch einmal mit den verschiedenen Arten von Kuration beschäftigt.

Im lernOS Content Curation Leitfaden gibt es dazu eine übersichtliche Darstellung auf deutsch, die auf Robin Goods ausführlicherem Artikel „Content Curation Approaches: Types and Formats“ basiert.

Für meinen Zweck in der kommenden Woche ist insbesondere das „Pathmaking“ (habe es für mich als „Lernpfaderstellung“ konkretisiert, obwohl der Begriff wahrscheinlich offener übersetzt werden müsste) relevant, also der Aufbau von Lernpfaden unter Einbeziehung kuratierter Inhalte. Dennoch finde ich die Vielfalt von Kurationsansätzen auch in der Abgrenzung voneinander wichtig und fasse sie hier für mich ausdrücklich mit der Perspektive Lernangebote im Unternehmen aufbauen zusammen.

Der Artikel dient primär meinem eigenen Verständnis und meiner Vorbereitung auf die Session, aber umso interessierter bin ich, ob Du meinen Überlegungen zustimmt, ich etwas falsch verstanden habe oder zu welchen Einsatzmöglichkeiten von Kuration Du weitere Ideen hast – deshalb schreib mir gerne. Vielen Dank!

Alle Ansätze der Kuration eint, so betont Robin Good, dass sie bereits publizierte Inhalte nutzen, auf eine bestimmte Zielgruppe oder einen definierten Zweck ausgerichtet werden, durch das Kuratieren ein Mehrwert in Form eines neuen Produkts entsteht und dabei kuratierende Arbeit/Autorentätigkeit aufgewendet wird.


Harold Jarches Seek>Sense>Share ist für mich ein besonders praktikables und handlungsleitendes Modell:

  • „Seek“ als das Suchen und Finden interessant erscheinender Inhalte draußen außerhalb der Organisationsgrenzen.
  • „Sense“ als das Anreichern der zusammengetragenen Inhalte mit arbeitsbezogener Relevanz für das Publikum, an das ich mich bewusst richte.
  • „Share“ als das Teilen, zugänglich machen, empfehlen der angereicherten Inhalte (und hoffentlich auch wieder ‚zurückgeben‘ in den öffentlichen Raum, aus dem ich den Impuls auch genommen habe … auch wenn mir bewusst ist, dass dieser letzte Aspekt leider in vielen Unternehmen noch nicht gelebt wird, das Teilen also nur innerhalb der Unternehmensgrenzen stattfindet.)

Folgende Arten der Kuration beschreibt Robin Good:

Aggregieren

Bei Aggregieren werden Inhalten zu einem bestimmten Thema ausgewählt und zusammengeführt. Nach meinem Verständnis ist das Auswählen und zusammengeführte Anbieten an einem Ort (also „Seek“ und „Share“) im Fokus. Die Anreicherung mit Relevanz („Sense“) des Angebots entsteht durch den thematischen Fokus sowie die Menge, Aktualität und Vertrauenswürdigkeit und weniger durch eine persönliche Kommentierung oder Ergänzung im Kurationsprozess. Dennoch verstehe ich die Kategorie so, dass die Zusammenstellung redaktionell und nicht vollautomatisch vorgenommen wird.
Robin Good unterscheidet zwischen redaktionsbasierter Aggregation von News, benutzer:innenbasierter Aggregation von News, moderierter Aggregation von Social Media Posts zu einem bestimmten Thema und Anthologien, in denen die Herausgeber:innen Beiträge verschiedener Autor:innen zu einem bestimmten Thema zusammengestellt haben.
Größtenteils automatisierte Aggregationen (z. B. auf Google News) verstehe ich deshalb nicht als Kuration, würde aber gerne erfahren, wie andere das sehen. Das Folgen eines Hashtags sehe ich als Graubereich, der der benutzer:innenbasierten Aggregation nahe kommt. Ein Hashtag kann dazu dienen, Inhaltsempfehlungen einer Gruppe von Menschen zugänglich zu machen, die diesen Hashtag abonniert haben. Als bekanntes Beispiel fällt mir z. B. #FediLZ ein, mit dem im Fediverse u. a. gezielt relevante Informationen für Lehrer:innen zusammengetragen werden.
Beim Aufbau von Lernangeboten in Unternehmen scheint mir Aggregation als Kurationspraxis mit einem vergleichsweise hohen und dauerhaften Aufwand verbunden zu sein. Ich erlebe selten, dass Fachexpert:innen das Engagement aufbringen, über einen längeren Zeitraum neue Inhalte zu aggregieren. Interessant finde ich benutzer:innenbasierte Aggregation, die von immer neuen Lerngruppen übernommen, für einige Zeit fortgeführt wird und dazu beiträgt, dass auch Lernende außerhalb der Lerngruppe von den Ergebnissen profitieren. Aggregation stellt eine niederschwellige Kurationspraxis da, die auch von ungeübten Kurator:innen eingeübt werden kann.

Synthetisieren

Die klassische Zusammenfassung, z. B. von GetAbstract. Dient mir dazu, mir schnell einen Überblick über neue Bücher zu verschaffen … und ob es sich lohnen könnte, sie in ganzer Länge zu lesen.
Ich selbst neige auf meinem Blog zum Synthetisieren gelesener Bücher, weil mir das Zusammenfassen und Zusammenstellen der Kernaussagen hilft, ein Buch für mich im Nachgang zu verarbeiten und mich besser an es zu erinnern.
Besonderes Vorbild ist z. B. der auch im lernOS Leitfaden genannte Jochen Robes mit seinem weiterbildungsblog.de, der es gut versteht, relevante Inhalte zum Thema Corporate Learning zu finden, knapp zusammenzufassen und abschließend mit einer persönlichen Einordnung anzureichern.
Robin Good nennt auch kurierte Newsletter als Beispiel. Ich lese z. B. jeden Morgen den D64-Ticker, der mir eine überschaubare Menge digitalpolitisch relevanter News zusammengefasst in mein Postfach bringt.
Das Zusammenfassen empfinde ich bei den beiden letzteren Beispielen aber weniger wertvoll als die Leistung, aktuelle relevante Texte zu finden und bereitzustellen. Bei GetAbstract treten Autor:in und Bewertung der Originalquelle in den Hintergrund. Jochen Robes oder der D64 Verein hingegen sind für mich „Trusted Guides“ (Begriff aus dem lernOS Leitfaden) und ich weiß: Wenn sie auf einen Inhalt hinweisen, ist die Chance groß, dass auch ich ihn relevant finde. Diese Art des Vertrauens ähnelt mehr dem Grund, warum ich auch Personen z. B. auf Mastodon folge.

Sammeln

Ähnlich wie benutzer:innenbasierte Aggregation ist auch das Kurationsprinzip Sammeln gut geeignet für die Anwendung im Corporate Learning. Menschen, die sich gemeinsam ein Thema erschließen, können Material zu diesem Thema zusammentragen und ggf. gemeinsam sortieren, gruppieren, kommentieren oder bewerten. Das kann technisch sehr einfach und auf alle möglichen Arten entstehen. Ich beobachte diese Art der kollektiven Sammelpraxis seit der Pandemie vermehrt auf digitalen Whiteboards wie Miro und Mural (bei den tts Lerndesignkarten haben wir diese Methode augenzwinkernd „Social Whiteboarding“ genannt) oder auf digitalen Pinnwänden wie TaskCards oder Padlet.
Als wertvoll werden oft Tools Collections empfunden, in denen Werkzeuge/Ressourcen für bestimmte Themenbereiche zusammengetragen werden … z. B. die Sammlung an Werkzeugen zur Content Curation von Robin Good.
Einen Unterschied sehe ich zwischen Sammlungen, die als Gesamtheit in ihrer Aussage und Werthaftigkeit über die Summe ihrer Teile hinausgehen (weil sie damit z. B. Erkenntnisse zu wiederkehrenden Motiven eines künstlerischen Werkes oder einer Epoche geben) und denen, in denen jedes Einzelelement für sich steht und die damit, je umfassender sie werden, eher an Wert verlieren. Diesen Effekt sehe ich z. B. auch bei oben genannter Sammlung an Content Curation Tools. Hilfreicher wäre in den meisten Fällen wahrscheinlich keine Sammlung 50 verschiedener Bookmark Manager, sondern eine Empfehlung der drei besten und eine Erläuterung, warum diese Empfehlung vorgenommen wurde.

Kartieren

Nach meinem Verständnis geht die kuratorische Kartierung von Inhalten noch einen Schritt weiter als das reine Sammeln. Die Herausforderung ist hier, die zusammengetragenen Artefakte zu sortieren, in einen Zusammenhang zu bringen und damit für unterschiedliche Herangehensweisen erschließbar zu machen.
Robin Good nennt die folgenden Subtypen: Index (angesichts der listenartigen Beispiele verstehe ich allerdings nicht den Unterschied zur Sammlung), Infografik-Mindmap (eine große kuratorische Leistung besteht daraus, durch grafisch durchdachte Anordnung und Aufbereitung der Artefakte diese besser erschließbar zu machen und Mehrwert hinzuzufügen), Bibliograhie und Blogroll, die ich beide eher als „Sammlung“ verstehe.
Als gutes Beispiel für kuratorische Kartierung nach dem Infografik-Mindmap-Prinzip kommt mir z. B. die Top 100 Tools for Learning Darstellung von Jane Hart in den Sinn.
Generell ist das Vorgehen weit verbreitet, bei der Themen-Recherche Inhalte auf einem Whiteboard zusammenzutragen und grafisch aufbereitet zu strukturieren. Bei Vorbesprechungen zum Lernlust-Podcast gehen meine Kolleginnen z. B. oft so vor. Deshalb vermute ich, dass diese Vorgehensweise vielen Kurator:innen naheliegend erscheint.
Auch wenn das angestrebte Endergebnis in einem Rechercheprozess keine Kuration, sondern ein kondensierender Artikel o. ä. sein soll, wäre die zusätzliche Veröffentlichung der Recherche-Ergebnisse in einer grafisch übersichtlichen Form hilfreich. Darüber könnte den Leser:innen deutlicher werden, in welchen Felder und Quellen der:die Autor:in recherchiert hat und welche Auswahl und welcher Weg durch die recherchierten Materialien zum Endergebnis geführt haben: Das eigene Arbeiten transparent machen.

Destillieren

Sowohl die Autor:innen des lernOS Leitfadens als auch Robin Good nennen die von mir oben erwähnten „Top 100 Tools for Learning“ von Jane Hart als Beispiel für eine destillierende Art der Kuration.
In der tabellarischen Darstellung wird (im Gegensatz zu der von mir oben verlinkten Grafik) ein Ranking, eine Beschreibung und weitere Einordnung ergänzt und man kann direkt in ausführlichere Beschreibungen zu den einzelnen Tools abspringen. Der Mehrwert gegenüber den von mir oben kritisierten nicht-bewerteten Tool-Sammlungen ist, dass Angabe des Rankings, Veränderung zu den Vorjahren, Zitaten von Anwender:innen und unter jedem Tool kuratierte „Quick Guides“ mit konkreten Anwendungshilfen es vereinfachen, ein Verständnis und eine Meinung zur Brauchbarkeit des Tools als Learning Tool aufzubauen.
Ich könnte mir vorstellen, dass man im Corporate Learning über das gemeinsame/soziale Erstellen von Top-Listen durch Sammeln, Voten, Kommentieren+Argumentieren gut in unterschiedliche Themen einsteigen kann. Werden Top-Listen über längere Zeit aktuell gehalten, können sie Neueinsteiger:innen erste Orientierung in einem für sie neuen Themenfeld geben.

Mash-Up / Remix

Diese Art der Kuration interessiert mich sehr. Durch kreatives Neu-Kombinieren einzelner Fragmente bestehender Inhalte entsteht etwas völlig neues.
In Kunst/Kultur/Musik/Film ist das ja ein alter Hut, im Bereich Corporate Learning kann ich mich an keine guten Beispiele von Mash-Ups erinnern. Am ehesten würde ich bei Nele Hirsch suchen, die sich oft kreativ und Remix-ähnlich neuen Themen und Methoden widmet. Auch die freie Art, wie manche Moderator:innen mit dem Methodenbaukasten der Liberating Structures umgehen, erinnert mich entfernt an Remixing. Außerdem natürlich das Erstellen von Collagen in der Schule.
Der Wikipedia-Eintrag „Mashup (Internet)“ lässt vermuten, dass das Re-Mixen bestehender Internet-Inhalte im Zuge von Web 2.0 gegen Ende der Nuller-Jahre ein großes Ding zu werden versprach. Ich erinnere mich selbst dunkel daran, es damals oft gehört und auch einige interessante Beispiele gesehen zu haben. Zumindest die meisten Links im Wikipedia-Artikel sind mittlerweile tot. Ähnlich sieht es beim Wikipedia-Eintrag „Mashup (Education)“ aus: Die erwähnten Tools und Beispiel sind längst veraltet.
Die Beispiele, die Robin Good erwähnt, beschränken sich leider auf das naheliegende Feld der Musik.
Wie könnten wir die Kunstform des Mash-Up / Remixing in Lernangeboten wiederbeleben? Das war ein großes Versprechen des Internets. Ist uns das mit den einschließenden Plattformen verloren gegangen? Können OER oder das Fediverse neue Möglichkeiten schaffen? Darüber möchte ich weiter nachdenken … vielleicht, indem ich mich erst einmal erneut mit den Hoffnungen von damals, vor 16 Jahren, auseinandersetze …

Lernpfaderstellung

Die Erstellung von Lernpfaden über kuratierte Inhalte ist eine besonders naheliegende Anwendung, die mich auch zur Beschäftigung mit dem Thema geführt hat. Zu den „Standard-Themen“ im Corporate Learning wie Compliance, Informationssicherheit, Datenschutz, M365 etc. gibt es so viel brauchbares Material, dass eine vollständige Eigenerstellung neuer Lernangebote weder ökonomisch noch didaktisch sinnvoll ist. Ein Großteil des Lernpfades kann kuratiert werden. Individualisiert, auf die organisationalen Besonderheiten angepasst, zusammengeführt und in einen Ablauf gebracht wird über individuell erstellte Inhalte. Das hat u. a. folgende Vorteile:

  • Günstiger und schneller in der Erstellung
  • Integration bekannter und renommierter Quellen bezeugt die Relevanz des Themas
  • Vielfältige Perspektiven auf ein Thema lassen sich besser und glaubwürdiger integrieren (hier ist die Einordnung/der Kommentar durch die Kuration besonders wichtig!)
  • Ansprechpartner:innen und Hinweise auf hilfreiche Quellen werden mitgeliefert, sodass Lernende selbst entscheiden können, wie tief sie gemäß ihrem Interesse oder Bedarf weiter in bestimmte Details des Themas eintauchen.
  • Die eigenständige Organisation des Lernens wird gefördert.
  • Inhalte lassen sich ggf. leichter auf dem aktuellen Stand halten (ins. bei regulatorischen Themen oder sich schnell ändernden IT-Tools).
  • Kuration ist eine Möglichkeit für die Kurator:innen, die Aktualität ihres Fachwissens zu überprüfen und sich durch den Kurationsprozess auf den aktuellen Stand zu bringen.

Fachexpertise wird für Prüfung und Kuration natürlich weiterhin benötigt. Der zeitliche Aufwand für Fachexpert:innen ist ähnlich hoch wie bei der Individualerstellung.

Interessant fände ich, wenn Teams sich durch die gemeinsame/geteilte Kuration (Crowd-Curation) von Lernpfaden in neue Themen einarbeiten. Auch Onboarding ließe sich durch kollaborativ kuratierte Lernpfade unterstützen. Ich vermute, dass sich mit der breiteren Nutzung von LXPs auch die kollaborative Kuration von (dann leider nur organisationsinternen) Lernpfaden weiter etablieren wird.

Kuratierte Lernpfade oder kuratierte Themendossiers könnten sich auch gut im Rahmen eines Curation-Hackathons erstellen lassen, in dem Teams innerhalb eines Tages gemeinsam die einzelnen Beiträge für ein Themendossier zusammentragen, aufeinander abstimmen, auf Qualität prüfen, kommentieren und so zu einem Gesamtwerk kuratieren. Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr erinnert mich das Vorgehen an eine Art Lernzirkel in kondensierter Form, denn sowohl in Lernzirkeln als auch in dieser Art der zeitlich kondensierten Crown-Kuration stehen das gegenseitige Unterstützen, die Möglichkeiten der Mitlernenden erweitern, hilfreiche Quellen und Ansprechpartner:innen finden und teilen und der Austausch unterschiedlicher Perspektiven im Zentrum.

Profilerstellung

Ähnlich wie die oben beschriebene Zusammenstellung eines Themendossiers verstehe ich auch die von Robin Good beschriebene Art des „Profiling“, in der z. B. Informationen zu einer Person, ein Pressekit oder ein Medienspiegel zusammengestellt werden. Auch ein visuelles Portfolio ordnet Robin Good hier ein.

Mir erscheint diese Art der Kuration ideal für die Nachbereitung von Lern-Veranstaltungen, z. B. Barcamps, während denen viele Social Media Posts erstellt werden. Zu Zeiten, als für die Begleitung von Barcamps noch Twitter noch die Plattform der Wahl war, kuratierten Menschen im Nachgang Tweet-Sammlungen, die den Ablauf und die Highlights des Tages gut zusammenfassten und auch Außenstehenden einen lebendigeren Einblick in die Veranstaltung gab, als das ein Blick auf den Sessionplan gekonnt hätte.

Trendsuche und -analyse

Mit dieser Spezialisierung der Kuration sollen durch die Analyse großer Mengen an Medienartefakten Trends und Entwicklungen erkannt werden, schreibt Robin Good.
Mich erinnert das Vorgehen an die Suche von „Signalen“ in der Zukünfteforschung.
In „Five Principles for Thinking Like a Futurist“ beschreibt Marina Gorbis, wie Zukünfteforscher:innen nach Signalen für mögliche, zukünftige Entwicklungen in der Gegenwart suchen. „A signal is a specific example of the future in the present.“ Besonders inspirierend finde ich ihre Beschreibung, wie das gemeinsame Sammeln und Interpretieren dieser Signale ein Sensemaking ermöglicht: „Ideally, people in organizations will think about signals and get together to share their observations. I call this sensing. To be a sensing organization, staff need to create some means, formal or informal, of aggregating these signals and working to interpret them. This will allow feedback and direction on what to do next.“

Erforschen

Robin Good und die Autor:innen des lernOS Leitfadens vergleichen diese Art kuratorischer Arbeit mit einer journalistischen Recherche und Analyse, in der bewusst unterschiedliche, auch widersprüchliche Quellen aufgenommen und verhandelt werden.
Nach meinem Verständnis lassen die Ergebnisse dieser Arbeit den Entstehungsprozess sowie die Handschrift und Haltung der Kurator:innen besonders deutlich werden. Ich möchte meine Arbeit hier zwar nicht mit journalistischer Recherche vergleichen, sehe mein Anliegen aber ähnlich: Als Aufzeichnen und Wiedergeben eigener Erkenntnisse, Suchbewegungen, Überlegungen, Empfehlungen, aber auch noch nicht realisierter Vorhaben, Fragen oder Falschannahmen.
Das „Domain of One’s Own“-Vorgehen könnte diese Art kuratorischer Praxis auch in Organisationen und im professionellen Kontext stärken, wenn Menschen ihren eigenen digitalen Bereich im Internet so gestalten, dass es ihre eigene Wissensarbeit nicht nur darstellt, sondern durch die darin investierte kuratorische Praxis auch direkt fördert.

Berichten („Chronicling“)

Für den von Robin Good verwendeten Begriff „Chronicling“ fällt mir keine einfache deutsche Übersetzung ein. In dieser Art der Kuration werden die Inhalte in ihrem zeitlichen Ablauf dargestellt. Diese Aufbereitungsart eignet sich gut für historische Rückblicke oder andere Lernangebote, in denen die Entwicklung eines Themas über einen bestimmten Zeitverlauf dargestellt werden soll.

Vergleichen

Zwei oder mehrere Elemente (z. B. Produkte, Zitate, Prozesse) werden nebeneinander gestellt.
Ein guter Vergleich bereitet die Informationen so auf, dass Leser:innen bestimmte Sub-Aspekte der verglichenen Elemente einfach vergleichen und ggf. ihre eigenen Priorisierungen/Gewichtungen vornehmen können.
In Lernangeboten eignet sich diese Art der Aufbereitung u. a. gut für Transfer-Aufgaben, in denen Lernende mehrere Ansätze vergleichen, bewerten und Ableitungen ziehen sollen.

Ein Schieberegler für kuratorische Ansätze …

Eine Schieberegler-Darstellung hilft mir oft, mir der unterschiedlichen Prämissen verschiedener Ansätze bewusst zu werden (in diesem Beitrag hatte ich das mal für unterschiedliche Ansätze von Lernen in Gruppen versucht). Deshalb habe ich begonnen, für mich prägnante Charakteristiken zu sammeln und in so eine Darstellung zu bringen.
Diese Darstellung ist eine erste Skizze und wird sich im weiteren Verlauf meiner Beschäftigung mit Kuration ändern. Ich freue mich sehr über Deine Kommentare dazu.

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